OKTOBER 2021

Karl Clauss Dietel steht vor seiner sechs Meter hohen Skulptur aus Metall, die 2013 vor dem Sächsischen Industriemuseum eingeweiht wurde. Ein Zahnrad und ein riesiger Parabol­spiegel symbo­li­sieren die Entwick­lung der Chemnitzer Indus­trie­ge­schichte.

Foto: Gert Rehn

Ein Beitrag vom Stadtforum Chemnitz

Wer kennt sie nicht, das Heliradio mit den Kugelboxen, die Mokicks der Reihe Simson SR 4-2, die Schreibmaschine Erika 50/60 oder den Wartburg 353? Prof. Dr. Karl Clauss Dietel ist weithin für die von ihm entworfenen und von der Industrie der DDR hergestellten Produkte bekannt. Auch wenn viele seiner Entwürfe von der DDR-Mangelwirtschaft nicht umgesetzt werden konnten, sind sie doch herausragende Leistungen der ostdeutschen Designentwicklung.

Was hat aber ein Formgestalter wie Karl Clauss Dietel mit Städtebau und Denkmalschutz zu tun? Seit mehreren Jahren ist er dem Chemnitzer Stadtforum eng verbunden. Regelmäßig nimmt er an dessen Diskussionsabenden teil und bringt sich aktiv ein, so z. B. mit Hilfe von mitgebrachten Materialien zu den Planungen einer wunderbaren Passage von der Brückenstraße zum Johannisplatz von 1935 oder zu den irrwitzigen Vorstellungen der „autogerechten Stadt“ Chemnitz von 1965.

Im Jahr 1990 gelang es ihm die Sprengung der alten Harlaßgießerei in Chemnitz abzuwenden, die dann ab 1997 zum Sächsischen Industriemuseum umgebaut wurde. Ein großartiger Erfolg für die Industriekultur!

Als Ehrenvorsitzender der Marianne-Brandt-Gesellschaft hält er auch die Erinnerung an die bedeutendste deutsche Metallgestalterin des 20. Jahrhunderts und ihr mit dem Bauhaus verbundenes Wirken wach. Anlässlich des 2. Metallischen Festes schuf er zu Ehren von Marianne Brandt 2007 die Großplastik „Wandel“.

Vehement streitet er um die Erhaltung des Stadthallenparks, lädt Vertreter der Industrie- und Handelskammer zum Diskussionsabend ein. So wie das Credo seiner Entwürfe die Nachhaltigkeit, Einfachheit und das „Offene Prinzip“ sind, strebt er in der Stadtgestaltung Lösungen an, die den Menschen dienlich sind. Die lebendige, urbane Stadt, in deren Zentrum der KFZ-Verkehr zurückgedrängt werden muss, oder wo und wie der Stadtbrunnen gebaut werden sollte, damit befasst sich der Formgestalter im „Unruhestand“.

Das Stadtforum Chemnitz gratuliert Prof. Dr. Karl Clauss Dietel nochmals herzlich und freut sich auf weitere Anregungen.